Darmliebe Ganzheitliche Ernährungsberatung

Darmforschung

1863

Der französische Forscher und Wissenschaftler Louis Pasteur legt den Grundstein für die Lehre der Mikrobiologie und damit auch die Grundlage für Keimfreiheit (Asepsis und Antisepsis) in der Chirurgie. Er erkannte als erster, dass Mikroorganismen bei Fäulnis und Gärung mitwirken und leitete daraus ab, dass beim Erhitzen von Lebensmitteln nicht hitzebeständige Bakterien abgetötet werden müssten. Später wurde das Erhitzen und „keimfrei“ machen von Lebensmitteln nach ihm als „Pasteurisieren“ benannt.

1886

Theodor Escherich (1857 – 1911), deutsch-österreichischer Kinderarzt, entdeckt das Bakterium Escherichia Coli. Im Jahr 1919 erhielt das Bakterium den Namen des Entdeckers.

1905

Stamen Grigorow (1878 – 1945), bulgarischer Arzt und Mikrobiologe, entdeckt das Bakterium Lactobacillus bulgaricus (Lactobacillus delbrueckii subsp. bulgaricus), welches zur Herstellung von Joghurt eingesetzt wird. Jedoch wurde das Bakterium erst 1919 durch Sigurd Orla-Jensen unter dem Namen Thermobacterium bulgaricum beschrieben.

1917

Alfred Nissle (1874 – 1965), deutscher Arzt und Wissenschaftler, isoliert aus dem Darm eines Unteroffizieres des Balkankrieges einen Erreger, nachdem dieser im Gegensatz zu seinen Kameraden nicht an Durchfall erkrankt war.

1928

Alexander Fleming (1881 – 1955), schottischer Mikrobiologe und Mediziner, entdeckt das Antibiotikum Penicillin. Er erhält im Jahr 1945 für seine Forschungsergebnisse den Nobelpreis.

1935

Der japanische Arzt und Wissenschaftler Minoru Shirota (1899 – 1982) erforscht  Milchsäurebakterien und entdeckt den später nach ihm benannten Milchsäurebakteriumstamm Lactobacillus casei Shirota. Daraus entwickelte er das Getränk „Yakult“ und führte es auf dem japanischen Markt ein. Der Name Yakult ist abgeleitet von „jahurto“, dem Esperanto-Wort für Joghurt.

1958

Joshua Lederberg (1925 – 2008), US-amerikanischer Molekularbiologe und Genetiker, erhält für seine wegweisenden Entdeckungen über genetische Neukombinationen und die Organisation des genetischen Materials bei Bakterien zusammen mit George W. Beadle und Edward Tatum den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

2007

Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität in München entdecken vier verschiedene Geruchssensoren in der Darmschleimhaut und schlussfolgern, dass der Darm neben der Nase riechen kann. Es konnten u.a. die Geruchssensoren für Aromastoffe wie Thymian, Gewürznelken und Muskatnuss nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Aromastoffe die Schleimhautzellen von Magen und Darm veranlassen, Serotonin freizusetzen, welches die Darmbewegung und die Sekretion von Verdauungssäften beeinflusst.

2008

Das Human Microbiome Project (HMP) startet als 5-Jahres-Projekt aufgrund einer Initiative des US-amerikanischen National Institutes of Health mit dem Ziel die Auswirkung von Veränderungen im menschlichen Mikrobiom auf Gesundheit und Krankheit zu untersuchen. Krankheiten, deren Zusammenhang zum Mikrobiom erforscht werden soll, sind unter anderem Darmentzündungen, Krebs oder Fettleibigkeit. Mehr zu diesem Thema hier: https://commonfund.nih.gov/hmp

2013

Das 5-jährige Projekt MyNewGut startet als interdisziplinäres Forschungskonsortiums (30 Partner aus 15 Ländern) – unterstützt von der europäischen Union – mit dem Ziel Zusammenhänge von Ernährung und Darmgesundheit zu erforschen und Methoden zu entwickeln, die Fettleibigkeit und verhaltens- oder lebensstilbezogene Erkrankungen verhindern. Mehr zu diesem Thema hier: http://www.mynewgut.eu/

"Unser Darm ist ein Ökosystem wie der Regenwald."

Emeran Mayer, Gastroenterologe und Mikrobiom-Forscher, University of California

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Studien

2019

Salmonellen-Infektion: Schützende Darmbakterien identifiziert

Der Darm gesunder Menschen und Mäuse ist dicht mit Bakterien und anderen Mikroorganismen besiedelt. Diese natürliche Darmflora kann vor Infektionen mit Salmonellen schützen, weil bestimmte Bakterien alle Nischen besetzen und relevante Nährstoffe wie Zucker oder Proteine, aber auch Sauerstoff verbrauchen. 
Wissenschaftler fanden nun heraus, dass in den geschützten Mäusen Bakterien der Art Mucispirillum schaedleri vorkommen, diese jedoch in der anderen Gruppe fehlen. M. schaedleri gehört zu einer Bakteriengroßgruppe, deren Vertreter hauptsächlich in Schlamm oder Sedimenten leben – nur Mucispirillum kommt im Darm von Warmblütern vor, bei Mäusen wie Menschen. Weitere Untersuchungen der Forscher zeigten, dass die Schutzwirkung von Mucispirillum darauf beruht, dass die Bakterien mit den Salmonellen um bestimmte Nährstoffe (Nitrat) konkurrieren.

Cell Host & Microbe, Volume 25, Issue 5, May 2019, Simone Herp et al.

Mucispirillum schaedleri Antagonizes Salmonella Virulence to Protect Mice against Colitis

2019

Bakterium Helicobacter pylori: Evolution im Magen

Das weltweit verbreitete Bakterium Helicobacter pylori kann chronische Infektionen beim Menschen verursachen. Oft verläuft die Infektion ohne Symptome, sie kann aber Magenschleimhaut-entzündungen und Magen-/Zwölffingerdarmgeschwüre enstehen lassen.
Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass sich H. pylori an verschiedene Magenregionen anpassen kann. Zudem beeinflusste die Verwendung von Antibiotika die genetische Vielfalt von H. pylori stark. Besonders deutlich wurde dies bei einem Patienten, bei dem die Population am Anfang der Studie sehr divers war und keinerlei Resistenzen gegen Antibiotika zeigte. Die Diversität war bei einer Folgeuntersuchung zwei Jahre später dagegen extrem gering, dafür waren aber die Bakterien gegen ein wichtiges Antibiotikum vollständig resistent.

Nature Communications volume 10, Article number: 2273 (2019); Florent Ailloud et al.

Within-host evolution of Helicobacter pylori shaped by niche-specific adaptation, intragastric migratiAons and selective sweeps

2017

Krebs-Immuntherapie: Darmbakterien spielen eine wichtige Rolle

Wie gut ein Krebspatient auf eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren anspricht, hängt auch von der Zusammensetzung der Bakterienflora in seinem Darm ab. Das berichten aktuell zwei Forschergruppen unabhängig voneinander im Fachjournal «Science». Die eine Gruppe um Dr. Bertrand Routy vom Gustave Roussy Cancer Campus in Villejuif, Frankreich, fand heraus, dass eine vorangegangene Antibiotika-Behandlung aufgrund ihrer schädlichen Wirkung auf das Darmmikrobiom die Wirksamkeit der Immuntherapie abschwächt. Die andere Gruppe um Dr. Vancheswaran Gopalakrishnan vom University of Texas MD Anderson Cancer Center in Houston, USA, zeigte, dass das Darmmikrobiom von Patienten, die auf eine Immuntherapie ansprechen, eine größere Diversität aufweist als das von Nicht-Respondern und dass bei Respondern zudem bestimmte Ordnungen dominieren.

Science, DOI: 10.1126/science.aan3706, Bertrand Routy et al.

Gut microbiome influences efficacy of PD-1–based immunotherapy against epithelial tumors

2017

Bakterien der Mundhöhle mögliche Ursache von Darmentzündungen

Dem Team um Professor Dr. Koji Atarashi von der Keio-Universität in Tokio war schon seit einigen Jahren aufgefallen, dass im Darmmikrobiom von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) vermehrt Bakterienarten zu finden sind, die normalerweise die Mundhöhle besiedeln. Daher untersuchten die Forscher nun an einem Tier­modell, ob der Speichel von CED-Patienten Darmentzündungen auslösen kann. Demnach könnten Bakterien der Gattung Klebsiella, wenn sie mit dem Speichel geschluckt werden, bei prädisponierten Personen eine Darmentzündung auslösen.

Science, DOI: 10.1126/science.aan4526, Koji Atarashi, Wataru Suda et al.

Ectopic colonization of oral bacteria in the intestine drives TH1 cell induction and inflammation

2016

Gene beeinflussen die Zusammensetzung der Darmflora und Gesundheit

Ein internationales Konsortium an Forschern fand heraus, dass das menschliche Genom einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora hat. Die Darmflora beeinflusst die Gesundheit und kann bei falscher Konstitution zur Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen beitragen.

Jahr 2016, Nature, DOI: 10.1038/ng.3695, Jun Wang, Louise B Thingholm et al.

Genome-wide association analysis identifies variation in vitamin D receptor and other host factors influencing the gut microbiota

2015

Emulgatoren fördern Darmentzündungen und erhöhen das Darmkrebsrisiko

In der Publikation in «Nature» hatten die Forscher 2015 gezeigt, dass die Emulgator-Exposition über einen längeren Zeitraum die Darmmikrobiota so beeinflusst, dass ein proentzündliches Milieu entsteht. Diese ging mit einer Veränderung der Zusammensetzung der Darmbakterien einher. Dies scheint ein für die Krebsentwicklung günstiges Klima zu schaffen, denn in der Obduktion zeigten die mit Emulgatoren behandelten Tiere mehr und größere Tumore im Colon als die Kontrolltiere.

Nature DOI: 10.1038/nature14232 Benoit Chassaing et al.

Dietary emulsifiers impact the mouse gut microbiota promoting colitis and metabolic syndrome

2014

Darmbakterien der Darmflora beeinflussen unsere Psyche

Forscher untersuchten die Darm-Hirn-Achse und kamen zu erstaunlichen Erkenntnissen: Die Psyche beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern die Darmflora wirkt auch auf die Psyche. Dies führt zu der Vermutung, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen durch probiotische Produkte wie Joghurt therapiert werden könnten.

University Cork College John F Cryan

Microbial Endocrinology: The Microbiota-Gut-Brain Axis in Health and Disease

2014

Süßstoffe verursachen eine Störung der Darmflora und des Glukosestoffwechsels​

In tierexperimentellen Studien hatten künstliche Süßstoffe, die Diäten erleichtern und einem Diabetes vorbeugen sollen,  die gegenteilige Wirkung.  Die Mäuse nahmen an Gewicht zu und ihr Blutzucker stieg an. Die Forscher entdeckten, dass die paradoxe Wirkung durch Darmbakterien erzeugt wird und auch beim Menschen induzierbar ist.

Nature DOI: 10.1038/ng.13793 Jotham Suez, Tal Korem et al.

Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota